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Rückschau auf das Forum Justizvollzug 2020

Rückschau auf das Forum Justizvollzug 2020

Justizvollzug

Wir schauen zurück auf ein zweitägiges Erlebnis: Das dritte Forum Justizvollzug wurde vom Schweizerischen Kompetenzzentrum für den Justizvollzug SKJV in Kooperation mit dem Programm HIS und anderen Partnerorganisationen Ende November 2020 digital durchgeführt. Ganz nach der Leitidee Form follows function hat das Tagungsteam das Thema des digitalen Wandels im Justizvollzug auf einer Onlineplattform behandelt, welche virtuelle Räume abbildete. Als Vorlage diente die Justizvollzugsanstalt Lenzburg. Digitalisierung ist in aller Munde, die Pandemie hierfür ein zentraler Treiber. Aber welche Aspekte dieser Transformation sind für das multiprofessionelle Berufsfeld des Justizvollzugs von Bedeutung? Zusammen mit HIS haben wir vier thematische Schwerpunkte gesetzt: Kooperation, individuelle Förderung, Fallführung und Strategie. Diese haben wir anlässlich der Tagung mit je einem Plenum und mehreren Workshops bespielt.

Datenbasierte Kooperation

Beim Schwerpunkt Kooperation haben wir uns mit der Tatsache auseinandergesetzt, dass Insellösungen im digitalen Zeitalter nicht zielführend sind. Fachpersonen illustrierten Formen der digitalen Kooperationen, insbesondere der datenbasierten Organisationsführung. Zwei Beispiele: Wie kann man mit der Analyse des Patientenflusses den «Stau» bei der Platzierung von Eingewiesenen in psychiatrische Kliniken reduzieren? Und das Vorhaben Justitia 4.0: Welche Standards müssen die Akteure des Strafverfahrens gemeinsam definieren, um die einheitliche elektronische Fallführung zu entwickeln?

Individuelle und individualisierte Förderung

Der Mensch mit seiner persönlichen Entwicklung und seinem Umfeld bildete den zweiten Themenschwerpunkt. Was braucht eine strafverurteilte Person, um sich nach einem Gefängnisaufenthalt in die Gesellschaft wieder einzugliedern? Internet und das Nutzen von Handys sind aus Sicherheitsgründen in den kantonalen Justizvollzugseinrichtungen grundsätzlich verboten. In Freiheit kann eine Fernuniversität besucht werden. Geht das auch hinter Mauern? Wie funktioniert Arbeitsintegration in Richtung digitalisiertem Arbeitsmarkt? Praktiker und Expertinnen illustrierten diese Fragen ganz konkret. Eine Videokonferenz mit Angehörigen ist nun in vielen Einrichtungen möglich. Die Fähigkeit zum Starten eines Gesprächs allein genügt jedoch nicht. Das Personal muss diese Form der Kommunikation technisch beherrschen, Sicherheitsvorkehrungen treffen, aber auch die Privatsphäre der Beteiligten muss beachtet und die Kommunikation sollte kindergerecht ausgestaltet sein.

Case Management

Die Fallführung ist das Kerngeschäft des Justizvollzugs. Liegt ein Strafbefehl oder Gerichtsurteil auf dem Tisch, formuliert die Behörde einen Vollzugsauftrag und löst so eine Reihe von Arbeitsabläufen aus, welche zunehmend komplett digital erfasst werden. Hier gilt: Was vor dem digitalen Wandel suboptimal funktionierte, läuft nach dem Transfer in eine neue Geschäftsapplikation nicht besser. Bei diesem Themenschwerpunkt wurde immer wieder Folgendes betont: Man kann die Problemlösung nicht der IT überlassen, einzig die enge Zusammenarbeit der Prozesseigner mit den Anbietern digitaler Lösungen ist zielführend.

Strategie

Wohin des Weges? Angesichts des digitalen Wandels im Justizvollzug ist die Liste an Baustellen und Herausforderungen lang. Das zeichnete sich auch beim Themenschwerpunkt der Strategie bereits frühzeitig ab. Der Föderalismus erschwert zudem den Blick über Kantons- und Sprachgrenzen hinweg. Mit regem Interesse hörte man am Forum den Vertreterinnen und Vertretern aus Skandinavien zu, wo alles aus einer Hand geschöpft, wo strategische Ziele das ganze System erfassen und offenbar mit der notwendigen Konsequenz umgesetzt werden. Darauf reagierten umgehend einige engagierte Praxisvertreterinnen und -vertreter: Was tut die Schweiz? Der Handlungsbedarf ist gross. Wir müssen aktiv werden. Der progressive Justizvollzug aus Skandinavien mit ihren Vertretern Håkan Klarin, Pia Puolakka und Jan Eric Sandlin – präsentierte Visionen, strategische Ziele, Massnahmen und Errungenschaften, welche zusammen mit Impulsen aus Kanada und den Niederlanden das Publikum begeisterten.

Ausblick

Zusammen mit unseren Kooperationspartnern ziehen wir noch keine abschliessende Bilanz, aber wir sind äusserst zuversichtlich, dass das Forum Justizvollzug 2020 einen starken Impuls gesetzt hat. Der Austausch hat bei den Entscheidungsträgern ein Gefühl der Dringlichkeit hervorgebracht; das Bedürfnis nach einer kantons- und sprachübergreifenden, gemeinsamen Steuerung einer unumgehbaren Entwicklung wurde deutlich artikuliert und erste Schritte dazu eingeleitet. Die Absicht ist da, digitale Lösungen gemeinsam in den Dienst der Kernaufträge des Justizvollzugs zu stellen, dies mit strategischen Zielen, konkreten Ergebnissen und, last but not least, mit wenig Papier, aber umso mehr Elan.

 

Am Forum 2020 nahmen 267 Personen teil. Die virtuelle Plattform wurde in Anlehnung an die JVA Lenzburg gestaltet. Mit gezeichneten Räumen, dem Plenum, Workshops, einer Lounge, Ausstellungsräumen und einer Mediathek. Die Plattform kann nach wie vor besucht werden. Alle Referate und Inputs der Workshops wurden aufgezeichnet und stehen zusammen mit den Messeständen und der Mediathek auch neuen Besucherinnen und Besuchern im Replay-Angebot zur Verfügung.

Rückschau auf das Forum Justizvollzug 2020

Rückschau auf das Forum Justizvollzug 2020

Justizvollzug

Wir schauen zurück auf ein zweitägiges Erlebnis: Das dritte Forum Justizvollzug wurde vom Schweizerischen Kompetenzzentrum für den Justizvollzug SKJV in Kooperation mit dem Programm HIS und anderen Partnerorganisationen Ende November 2020 digital durchgeführt. Ganz nach der Leitidee Form follows function hat das Tagungsteam das Thema des digitalen Wandels im Justizvollzug auf einer Onlineplattform behandelt, welche virtuelle Räume abbildete. Als Vorlage diente die Justizvollzugsanstalt Lenzburg. Digitalisierung ist in aller Munde, die Pandemie hierfür ein zentraler Treiber. Aber welche Aspekte dieser Transformation sind für das multiprofessionelle Berufsfeld des Justizvollzugs von Bedeutung? Zusammen mit HIS haben wir vier thematische Schwerpunkte gesetzt: Kooperation, individuelle Förderung, Fallführung und Strategie. Diese haben wir anlässlich der Tagung mit je einem Plenum und mehreren Workshops bespielt.

Datenbasierte Kooperation

Beim Schwerpunkt Kooperation haben wir uns mit der Tatsache auseinandergesetzt, dass Insellösungen im digitalen Zeitalter nicht zielführend sind. Fachpersonen illustrierten Formen der digitalen Kooperationen, insbesondere der datenbasierten Organisationsführung. Zwei Beispiele: Wie kann man mit der Analyse des Patientenflusses den «Stau» bei der Platzierung von Eingewiesenen in psychiatrische Kliniken reduzieren? Und das Vorhaben Justitia 4.0: Welche Standards müssen die Akteure des Strafverfahrens gemeinsam definieren, um die einheitliche elektronische Fallführung zu entwickeln?

Individuelle und individualisierte Förderung

Der Mensch mit seiner persönlichen Entwicklung und seinem Umfeld bildete den zweiten Themenschwerpunkt. Was braucht eine strafverurteilte Person, um sich nach einem Gefängnisaufenthalt in die Gesellschaft wieder einzugliedern? Internet und das Nutzen von Handys sind aus Sicherheitsgründen in den kantonalen Justizvollzugseinrichtungen grundsätzlich verboten. In Freiheit kann eine Fernuniversität besucht werden. Geht das auch hinter Mauern? Wie funktioniert Arbeitsintegration in Richtung digitalisiertem Arbeitsmarkt? Praktiker und Expertinnen illustrierten diese Fragen ganz konkret. Eine Videokonferenz mit Angehörigen ist nun in vielen Einrichtungen möglich. Die Fähigkeit zum Starten eines Gesprächs allein genügt jedoch nicht. Das Personal muss diese Form der Kommunikation technisch beherrschen, Sicherheitsvorkehrungen treffen, aber auch die Privatsphäre der Beteiligten muss beachtet und die Kommunikation sollte kindergerecht ausgestaltet sein.

Case Management

Die Fallführung ist das Kerngeschäft des Justizvollzugs. Liegt ein Strafbefehl oder Gerichtsurteil auf dem Tisch, formuliert die Behörde einen Vollzugsauftrag und löst so eine Reihe von Arbeitsabläufen aus, welche zunehmend komplett digital erfasst werden. Hier gilt: Was vor dem digitalen Wandel suboptimal funktionierte, läuft nach dem Transfer in eine neue Geschäftsapplikation nicht besser. Bei diesem Themenschwerpunkt wurde immer wieder Folgendes betont: Man kann die Problemlösung nicht der IT überlassen, einzig die enge Zusammenarbeit der Prozesseigner mit den Anbietern digitaler Lösungen ist zielführend.

Strategie

Wohin des Weges? Angesichts des digitalen Wandels im Justizvollzug ist die Liste an Baustellen und Herausforderungen lang. Das zeichnete sich auch beim Themenschwerpunkt der Strategie bereits frühzeitig ab. Der Föderalismus erschwert zudem den Blick über Kantons- und Sprachgrenzen hinweg. Mit regem Interesse hörte man am Forum den Vertreterinnen und Vertretern aus Skandinavien zu, wo alles aus einer Hand geschöpft, wo strategische Ziele das ganze System erfassen und offenbar mit der notwendigen Konsequenz umgesetzt werden. Darauf reagierten umgehend einige engagierte Praxisvertreterinnen und -vertreter: Was tut die Schweiz? Der Handlungsbedarf ist gross. Wir müssen aktiv werden. Der progressive Justizvollzug aus Skandinavien mit ihren Vertretern Håkan Klarin, Pia Puolakka und Jan Eric Sandlin – präsentierte Visionen, strategische Ziele, Massnahmen und Errungenschaften, welche zusammen mit Impulsen aus Kanada und den Niederlanden das Publikum begeisterten.

Ausblick

Zusammen mit unseren Kooperationspartnern ziehen wir noch keine abschliessende Bilanz, aber wir sind äusserst zuversichtlich, dass das Forum Justizvollzug 2020 einen starken Impuls gesetzt hat. Der Austausch hat bei den Entscheidungsträgern ein Gefühl der Dringlichkeit hervorgebracht; das Bedürfnis nach einer kantons- und sprachübergreifenden, gemeinsamen Steuerung einer unumgehbaren Entwicklung wurde deutlich artikuliert und erste Schritte dazu eingeleitet. Die Absicht ist da, digitale Lösungen gemeinsam in den Dienst der Kernaufträge des Justizvollzugs zu stellen, dies mit strategischen Zielen, konkreten Ergebnissen und, last but not least, mit wenig Papier, aber umso mehr Elan.

 

Am Forum 2020 nahmen 267 Personen teil. Die virtuelle Plattform wurde in Anlehnung an die JVA Lenzburg gestaltet. Mit gezeichneten Räumen, dem Plenum, Workshops, einer Lounge, Ausstellungsräumen und einer Mediathek. Die Plattform kann nach wie vor besucht werden. Alle Referate und Inputs der Workshops wurden aufgezeichnet und stehen zusammen mit den Messeständen und der Mediathek auch neuen Besucherinnen und Besuchern im Replay-Angebot zur Verfügung.

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